Presse

Geoffrey Delmore
Die Werke von Helga Rost Haufe berühren und geben Anstoss zur weiteren Reflexion. Bei der schnellen Betrachtung erkennt man nicht zwingend die ursprüngliche Absicht der Künstlerin. Erst im Nachhinein mag ein typisches Werk den primären Gedanken der Künstlerin zu offenbaren – wobei man als Betrachter gelegentlich zu einer völlig anderen Annahme gelangt. Ein folgender Dialog mit Helge Rost Haufe führt beim betreffenden Bild zu einer spannenden Reise von einer Idee zur künstlerischen Vollendung. Jedes Werk scheint eine Facette der Lebensgeschichte dieser Universalkünstlerin dar zu stellen. Eine Begegnung mit der Künstlerin inspiriert zum eigenen gestalterischen Schaffen, wobei einem die Kluft zwischen Virtuosität und Dilettantismus schmerzlich vor Augen geführt wird.

Siegmund Kopitzki
Helga Rost-Haufe kennt die -Ismen der Kunstgeschichte und ihre großen   Repräsentanten.  Aber beim Verfertigen der Bilder spielen die Titanen der Kunst für sie keine Rolle. Sie malt – seit mehr als vier Jahrzehnten – unkorrumpiert vom Zeitgeist und trotzdem zeitgenössisch. Sie folgt dabei weder ausschließlich  dem abstrakten Weg, noch überlässt sie sich allein dem spontanen Schaffensprozess. „Unergründliche  Räume“ erkannte 1992  (auch) die viel zu früh verstorbene Konstanzer Kunsthistorikerin  Andrea Hofmann in diesen verwirbelten Bilderwelten. Die Werke von Helga Rost-Haufe sind  – und das gilt ebenso für ihre Skulpturen –  auf Anhieb verständlich,  und doch gleichzeitig rätselhaft. Das macht ihre nachhaltige Spannung aus. So fordert und fördert sie uns…Helga Rost-Haufe ist eine Künstlerin,  die in ihrem „offenen“, vom eigenen Gefühl und von der Welt gespeisten Werk die – und also auch unsere – Existenz erforscht. Das geschieht nicht humorlos. Sie hat Witz. Ihr Ziel? Subjektive Wahrheit, was sonst! Sie hat das Zeugs dafür, sie  verfügt  über ein enormes Können und mit 70plus über einen erstaunlich neugierigen und stets wachsamen Geist. Was noch? Helga Raust-Haufe ist, und da nehme ich ein Wort auf, das der großen österreichischen Künstlerin Maria Lassnig gilt, verschroben und weltoffen zugleich, einmal ganz die Globetrotterin, dann wieder die vorsichtige Dörflerin…Kurz Man kann ihr und ihrem „work in progress“ nicht widerstehen.

Dr. Stefanie Dathe
Helga Rost-Haufe entsagt dem Lob der darstellenden Genauigkeit. Ihre Idee von einer gestisch inspirierten Malerei verlässt den Laufsteg reiner Beschreibung und begrifflicher Verbindlichkeit. Sie weicht dem erzählerischen Detail aus, um etwas hinzuzufügen, das von ahnungsvoller Dauer und Allgemeingültigkeit ist.
Es sind die Farben, die ihre Autonomie und unumgängliche Anwesenheit auf dem Bildträger bekräftigen. Sie schmiegen sich aneinander, greifen ineinander, umspülen und überlagern sich. Ein Stoßen und Schieben, Brüche und Auslassungen erzeugen jenes ungeahnte Brodeln, das die Leinwand zum Resonanzboden für eine Farbsymphonie erklärt. Keine räumliche Einordnung, kein Lichtspiel, kein Schatten, nur Farbe, der Reichtum einer Palette, satte Töne, subtile Lasuren, ein impulsiver Duktus und wechselnde Richtungen verbinden sich zu einer Malerei, die als mittelbarer Gefühlsträger, als Bekenntnis und Stimulans affektiver Prozesse des Empfindens und Denkens in Erscheinung tritt.
Expressive Farbballung und weitschweifende Gebärden kräftigen ein elementares Bildvokabular, das die Künstlerin auf ihrer Wanderschaft sicher durch die Höhen und Tiefen einer malerischen Dramaturgie führt. Helga Rost-Haufe konzentriert sich auf ein offenes Spiel von Farb-, Flächen- und Bewegungszusammenhängen. Linie und Gestus entfalten ihren Ausdruck zwischen formaler Ent- und räumlicher Begrenzung. Ihr Erscheinen schöpft Umrisse und Felder, welche vom Duktus der Handschrift gelockert bleiben und Auffangräume für transparente und opake Zonen aus Öl- und Acrylfarben, Aquarell und Kreide abstecken…
Helga Rost-Haufes Kunst erscheint als unvollendete Operation auf dem Wege zur Wahrnehmung, Erzeugung und Darstellung persönlicher Innenwelten. Wandelnde Gesten und zeichnerische Akzente, isolierte und verdichtete Setzungen aus dem Augenblick dienen als Spiegel der Gemütsverfassung. Verspielt und konzentriert, anarchisch und diktatorisch setzen sie bildnerische Spielregeln außer Kraft. Helga Rost-Haufe schöpft Bilder ohne Einschränkungen mit der Virulenz ihres künstlerischen Schriftzuges…
Helga Rost-Haufe geht es um den individuellen Ausdruck eines sinnlich aufgenommenen und künstlerisch gestalteten Lebenszusammenhangs, der sich in einem nicht enden wollenden Repertoire dem Phänomen von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit annähert.

Helga Sandl
Wenn sich Helga Rost-Haufe in Momenten der Kreativität ihrer Inspiration und Intuition überantworten, gleicht ihr Körper einem Seismographen, der kleinste Empfindung wahrnimmt und unmittelbar aufzeichnet. Die jeweilige Verfasstheit und Gestimmtheit der Künstlerin, Zustände von Freude, leise Schauer des Glücks oder der Trauer sind Stimuli, denen ein enormes künstlerisches Aktionspotential inne wohnt. Die Künstlerin übersetzt den ausschlaggebenden inneren Impuls in eine spontane Bewegung, die wiederum in eine konkrete Malbewegung fließt.
Es ist jene Magie des Anfangs, wenn der Pinsel die Leinwand zum ersten Mal berührt und durch die entfesselte kreative Kraft sich der subjektive Empfindungsraum zum Erfahrungs- und Atkionsraum weitet. Aus der unbewussten Eingabe wird ein Akt der bewussten Setzung. Die Leinwand wird dann zum Speichermedium der Malgeste, die ihren Ursprung im inneren Eindruck hat. Unter den Händen von Helga Rost-Haufe entstehen so lyrisch abstrakte Bildwelten.
Ihre Pinselstriche sind expressiv und markant, sie können in großen, ausladenden Schwüngen, in schnellem Rhythmus hingeworfen erscheinen, genauso aber zurückgenommen, auf das Wesentliche der Bewegung reduziert, sich zu statisch formelhaften Zeichen und Strukturen formieren. Zwischen der kontinuierlichen Ausbreitung einer Bewegung in harmonischem Gleichklang und der spannungsreichen Dynamik widerstrebender Kräfte entfalten sich ihre Kunst.
Grundlage ihrer Arbeit ist ein dynamisches Bildkonzept, das Bewegung als Funktion innerhalb eines Systems von Relationen und Beziehungen versteht. Ein andauernder Prozess zwischen Werden und Vergehen. Zeitgleich lotet Helga Rost-Haufe Kräfte und Bewegungspotentiale aus. Aus dem Chaos löst sie ein Netz von geordneten Beziehungen heraus oder lässt Wucherung von Relationen sich an einem Punkt anreichern, sich sammeln oder zusammenstoßen.
Gestisches steigert sich zu Formelhaftem, indem es sich zu starke Strukturen organisiert, die sich schließlich in langgestreckten Gebilden manifestieren. Dominant treten sie aus dem vielschichtigen Grund hervor, drängen an die Oberfläche, um dort schwebend zwischen Stabilität und Instabilität zu verweilen…
Aus der Distanz betrachtet, fällt die besondere zeichnerische Qualität auf. Die filigrane und leichte Wirkung überschreibt und untergäbt den Entstehungsprozess zugleich, die Textur löst sich im Zeichengespinst auf. Geht man nahe heran, nimmt man die Kunstwerke also "unter die Lupe", dann entfaltet sich eine ganz andere Dimension, in der die Spuren der Bearbeitung deutlich sichtbar bleiben, die Stofflichkeit und das Taktile wieder in den Vordergrund rücken. Der Akzent liegt wieder auf den Handlungen, auf den Trägermaterialien, auf dem Ursprung des Kunstwerkes, auf der Magie des Anfangs, der jetzt in den Furchen und Graten des Materials eingeschrieben ist. Gespeichert und spürbar zeigt sich das Undefinierbare in alle seiner Schönheit.

Stefan Simon
Die Konstanzer Malerin Helga Rost-Haufe arbeitet ungegenständlich – das ist unübersehbar. Ungegenständlichkeit heißt noch lange nicht Beliebigkeit und Themenlosigkeit. Das durchaus gewichtige Thema ihrer Bilder ist gemäß dem Ausstellungstitel „Von der Wirksamkeit der Farbe“ ganz und allein die Farbe. Der 1. Rundgang zeigt: die Arbeiten verweigern sich dem schnellen optischen Konsum. Sie fordern vielmehr zum genauen Hinsehen, zur intensiven Beschäftigung auf und ziehen schließlich den Betrachter durch ihre Vielschichtigkeit in ihren Bann. Im Ringen um die gültige Form geht es der Künstlerin stets um das Begriffspaar „Transparenz und Dichte“. Transparenz des malerischen Standpunktes, bei dem der malerische Prozess für den Betrachter nachvollziehbar wird, bei der gleichzeitigen Dichte in der Behandlung des motivischen Sujets. Das Bild entsteht so in einem permanenten abwägenden Dialog zwischen der Künstlerin und dem Werk beim Malen, in einem Prozess fortlaufender Überarbeitungen. Korrekturen und Richtungswechsel, eingebunden in einem Spannungsfeld zwischen kontemplativer Verdichtung und zurückhaltender Farbbewegung. Schicht für Schicht wird eine komplexe malerische Struktur geschaffen. So steht Helga Rost-Haufe in einem unentwegten Zwiegespräch mit dem entstehenden Werk. Die Farbe, zumindest vorerst völlig befreit vom gegenständlichen Bezug, entwickelt in den Arbeiten ein sinnliches und stoffliches Eigenleben. Farben und Formen meinen nichts als sich selbst und schaffen eine Art psychisches Kraftfeld, dem sich der Betrachter aussetzen kann, sofern er offen ist, denn Offenheit, sich Einlassen auf neue Sichtweisen sind die Grundvoraussetzungen für die Auseinandersetzung mit jeglicher Kunst. Bei der kraftvollen dynamischen und zugleich sehr harmonischen Malerei von Helga Rost-Haufe ist alles auf Offenheit angelegt. Die Künstlerin entwickelt ganz aus dem Moment heraus innerbildliche Wirklichkeiten, die keinem konkret vorgefertigten Konzept folgen. Sie entspringen einer inneren Bewegung. Die Bilder entstehen spontan und scheinbar ohne Kalkül allein durch Agieren und Reagieren. Zum einen folgt die Künstlerin dem Bild, wird mit dem Bild, spürt hinein und schaut dann, wo das Bild hin will. Zum anderen aber folgt sie nur bis zu einem Punkt, an diesem greift sie ein, lenkt, harmonisiert, korrigiert. Aus diesem Wechselspiel wachsen die Bilder, reift und wandelt sich die Künstlerin mit jeder ihrer Bildschöpfungen. Trotz oder gerade wegen aller Offenheit: die Bilder bewahren sich immer eine Art Restgeheimnis, das es zu erforschen gilt. So wie sich die Künstlerin auf ein fremdes Terrain begibt und sich durch die Prozesse (an)treiben lässt, so kann sich der Betrachter Bild für Bild in eine fremde Bildwelt vortasten, um letztlich etwas Bekanntes darin zu suchen und zu finden. Der Rezipient kann dann durchaus in den Arbeiten etwas erkennen. Denn ein Bild, so absichtslos und ungegenständlich es auch entstehen mag, weist im Ergebnis immer sichtbare Elemente auf, in die der Betrachter versucht ihm bekannte Erfahrungsmuster zu stecken. Spannend wird die Geschichte, wenn man wie bei Rost-Haufes transparent-dichten Farbwelten auf Formen, Farben und Strukturen stößt, die ihm neue Welten eröffnen.

Manfred Wangerin (Südkurier)
Die frühen Aquarelle aus den 70er Jahren zeigen ihre Heimat, die Hegaulandschaft, wie aus dem Schöpfungsbericht, ganz archaisch. Da lässt die Sonne ihr fahles Licht auf die, wie es scheint, gerade erkalteten Hegauberge scheinen. Im Gegensatz dazu die Leichtigkeit einer Bodenseelandschaft, sehr luftig und zart, Räume für Imagination erzeugend. Indem das Gegenständliche nur noch knapp angedeutet wird, eröffnen sich für die Fantasie ungeahnte Weiten. Der einfühlsame Betrachter wird die Künstlerin auf ihrem Weg vom vordergründig-materiellen zur durchgeistigten Abstraktion begleiten können. Die letzten Werke, großformatige Acrylbilder, sind aus der Erinnerung, aus der Meditation heraus entstanden. Es sind geistige Impulse, die in höchster Schaffensfreude farbig auf der Leinwand festgehalten wurden. Dieses ekstatische Schaffen freilich will gezügelt werden; der uralte Gegensatz von dionysisch und appollinisch muss von jedem Künstler ganz persönlich verarbeitet werden. Die verhaltene Dynamik von Frau Rost-Haufes letzten Bildern zeugt von dieser Auseinandersetzung, sie lassen Ursprüngliches und Korrektiv ahnen. Kunstwerke, die eine Momentaufnahme des Geistes, auf Papier gebannte Ideen Wirklichkeit werden lassen, sind immer wieder ein faszinierendes Erlebnis.“

Südkurier 28. Juni 2006
„gestisch impulsive Bilderwelt.“

Erich Rothfelder, Südkurier 3.7.2001
„Ihre Malerei bewegt sich im Spannungsfeld von Chaos und Ordnung und strahlt kosmische Ruhe und Erdverbundenheit aus“

Südkurier 5. Juli 2000
„Ihre Objekte sind Zeitzeugen von heute und Zeitzeugen der Vergangenheit. Fundstücke aus dem Schloss gestaltete sie zu Objekten.“